Sie muss erst etwas erleben, bevor sie schreiben kann, sagt die Schriftstellerin Sandra (Sandra Hüller) zu der jungen Studentin, die sie für ihre Doktorarbeit interviewt. In einem abgelegen Chalet in den französischen Alpen wohnt Sandra, die eigentlich aus Deutschland stammt, wegen ihres Mannes aber nach Frankreich gezogen ist und die Sprache gut beherrscht. Doch in der Ehe mit Samuel (Samuel Theis) scheint es zu kriseln, offenbar um das Interview zu stören lässt Samuel laute Musik laufen.

Kurz nachdem die Studentin das Haus verlassen hat wird Samuel tot aufgefunden, augenscheinlich aus der dritten Etage des Chalets gestürzt, ob durch Selbstmord oder Fremdeinwirkung bleibt offen. Die Ermittlungen der Polizei geben kein klares Bild, das Fehlen von eindeutigen Beweisen lässt auch Sandra als Tatverdächtige möglich werden. Zusammen mit ihrem Anwalt Vincent (Swann Arlaud) bereitet sie sich auf eine mögliche Anklage vor und so kommt es auch: Die Autorin steht wegen Mord vor Gericht und auch ihr Sohn Daniel (Milo Machado-Graner) muss als Zeuge aussagen.

Auf den ersten Blick ein klassisches Gerichtsdrama, das den scheinbaren Unfalltod eines Mannes verhandelt. Auf den zweiten Blick offenbart Justine Triets „Anatomy of a Fall“ jedoch Subtexte, in denen es um vielschichtige Themen geht: Wahrheit und Wahrnehmung, Konstruktion von Realität, falsche Tatsachen. Ein stilistisch zwar konventioneller, inhaltlich aber komplexer Film, der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde.

Frankreich 2023; Regie: Justine Triet; Mit: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner, Antoine Reinartz, Samuel Theis, Jehnny Beth, Saadia Bentaïeb, Camille Rutherford; Länge: 151 Minuten; FSK 12, Überlängenzuschlag