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Der Himmel über Berlin ist grau und regnerisch. Die Kamera fliegt langsam auf ein Hochhaus zu. Hinter dem Fenster einer Wohnung flackert ein grelles Licht. Die geheimnisvolle Lampe wird noch eine bedeutende Rolle spielen in diesem Familiendrama. Auch der Regen avanciert zum auffallenden Stimmungsmacher: Fast keine Außenaufnahme ohne Niederschläge. Wetlook nonstop, um den man Cast und Crew kaum beneidet.

Familie Engel führt ein gut situiertes Leben in Berlin. Papa Tim (Lars Eidinger) hat in der Werbebranche Karriere gemacht. Mama Milena (Nicolette Krebitz) plant Kultureinrichtungen in Afrika für das Entwicklungsministerium. Die Teenie-Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sind vor allem mit Chillen beschäftigt. Mamas kleiner Sohn Dio aus einer anderen Beziehung erweitert alle 14 Tage, in der „B-Woche“, das Familienleben. Die vermeintliche Idylle ist freilich längst Fassade. Jeder geht jedem möglichst aus dem Weg. Die Eltern flüchten in die Karriere, die Kids in Drogen oder VR-Spiele. Eine Paartherapie soll die Beziehung retten. Hier kann Milena endlich über ihre verdrängten Versagensängste sprechen. Tim bekommt davon allerdings nichts mit, einmal mehr erscheint er zu spät zum Gesprächstermin.

Die Lage ändert sich schlagartig, als mit der geheimnisvollen Farrah (Tala Al-Deen) eine neue Haushälterin bei Familie Engel auftaucht. Die aus Syrien geflohene Frau gewinnt schnell das Vertrauen von allen. Sie hat für jeden viel Verständnis. Und sie verfügt über jene mysteriöse Lampe, deren Flackerlicht unheimliche Dinge auszulösen vermag. Die Beziehungskarten der Engels werden neu gemischt. Am Ende verlangt Farrah freilich einen großen Gefallen von allen.

Stil-Spieler Tykwer dreht wie an einem Kaleidoskop bei seiner Familienaufstellung. Dios Gesangseinlage von „Bohemian Rhapsody“ mutiert plötzlich zu einem Cartoon. Eine Fahrt durch einen Tunnel gerät zum bunten Bilder-Trip. Zu „Queen“-Klängen tanzen Passanten auf Berliner Straßen. Derweil Tim im Fitness-Studio seine ganz eigene Musical-Einlage bekommt. Zur „Wer bin ich“-Nabelschau dieser gut situierten deutschen Familie gesellt sich die Außenperspektive. Das Fluchttrauma der syrischen Mutter. Oder Vorwürfe gegen das Kulturprojekt in Afrika: „Bin ich jetzt die Kolonialtante?“, entgegnet Milena entrüstet.

Wer kleinteiliges Kino will, war bei Tykwer noch nie gut aufgehoben. Wer ein Füllhorn an nachhaltigen Geschichten jenseits ausgelatschter Genre-Wege mag, wird bestens bedient. Von den visuellen Wow-Effekten und poetischen Pirouetten ganz zu schweigen.

Deutschland 2025,; Regie: Tom Tykwer,; Darsteller: Nicolette Krebitz, Lars Eidinger, Tala Al-Deen, Elke Biesendorfer, Julius Gause,; Länge: 162 Minuten,; FSK: 12,; Überlänge