Prometheus brachte den Menschen das Feuer und wurde dafür von den Göttern bestraft. Diese Worte stellt Christopher Nolan seinem Film voran, unterlegt mit Bildern von Explosionen. Eigentlich ist damit schon alles klar, doch wie es dazu kam, dass Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) erst zum Helden der Nation und dann zum Paria wurde, ist eine lange, komplizierte Geschichte.
Zwei Stränge hat Nolans Erzählung, die zu unterschiedlichen Zeiten der Historie einsetzen, sich bisweilen überschneiden, ergänzen oder auch widersprechen. Im einen sitzt Oppenheimer vor einem Untersuchungsausschuss, der darüber entscheiden soll, ob der Physiker weiter die höchste Sicherheitsstufe behalten darf, was notwendig für Forschungen in den besonders sensiblen Bereichen der Nukleartechnologie wäre. Im anderen sitzt der Geschäftsmann und Philanthrop Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) vor einem Ausschuss des amerikanischen Kongresses, der darüber entscheidet soll, ob Strauss den Posten des Handelsministers übernehmen darf.
Oppenheimer selbst fand – wie man in Rückblenden erfährt – Ende der 20er Jahre seinen Weg an die Universität von Berkeley, wo er sich als einer der ersten Wissenschaftler in den USA mit den Problemen und Möglichkeiten der Quantenphysik beschäftigte, die letztlich zur Entwicklung der Atombombe führte. Sie bekam mit Beginn des Zweiten Weltkrieges zusätzliche Relevanz, denn die Gefahr einer Atombombe im Besitz der Nazis war groß. Als Konsequenz entstand das Manhattan Project, dessen Leiter Oppenheimer wurde. In der Wüste New Mexikos fand sich die Elite der Wissenschaftler Amerikas zusammen, um eine Waffe zu bauen, die nicht einfach nur eine neue Waffe war, sondern, wie es an einer Stelle angebracht pathetisch heißt: eine neue Welt.
Trugen die Forscher nun eine gewisse Verantwortung dafür, dass durch den Abwurf der zwei Atombomben über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 mindestens 200.000 Menschen starben? Eine eindeutige Antwort auf diese ethische Frage kann es kaum geben, doch dass sie gerade Robert Oppenheimer umtrieb, deutet Nolan immer wieder an. Vor allem erzählt er aber von Menschen, genauer gesagt Männern, die mit dem Schicksal der Menschheit spielen, dabei aber ihren eigenen Ruhm nicht aus den Augen verlieren.
USA 2023; Regie: Christopher Nolan; Drehbuch: Christopher Nolan, basierend auf dem Buch "American Prometheus" von Kai Bird & Martin J. Sherwin; Darsteller: Cillian Murphy, Matt Damon, Robert Downey Jr., Emily Blunt, Florence Pugh, Kenneth Branagh, Rami Malek, Casey Affleck; Länge: 180 Minuten; Altersfreigabe: FSK 12
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