Eine Eisdiele als Handlungsort – das ist für einen Kinderfilm praktisch die halbe Miete. Doch Regisseur Till Endemann und sein Ko-Autor Andreas Cordes wollen mehr. In die herrlich aufgedrehte Komödie über ein superliebes Mädchen, das plötzlich Gangster werden will, mischen sie Überlegungen zur gut-bösen Doppelnatur des Menschen. Das nimmt der Geschichte nicht den Schwung, sondern verleiht ihr einen Tiefgang, der mit der realen Lebenswelt von Kindern zu tun hat.

Das weiß doch jedes Kind: Eis macht glücklich. Aber die zehnjährige Lucy, im Wechsel gespielt von den eineiigen Zwillingen Valerie und Violetta Arnemann, treibt die Binsenweisheit ein Stück weiter. Für jeden Besucher der Eisdiele „Felicità“ kennt sie die passende Eissorte, um ihr oder ihm über die kleinen Betrübnisse des Alltags hinwegzuhelfen. Für den Wachmann der örtlichen Bank müssen es unbedingt drei Kugeln Pistazie sein - schon strahlt er wieder. Ein anderer hingegen braucht „Waldmeister mit schwarzer Johannisbeere“ und für den nächsten muss man gar eine ganz neue Sorte erfinden. Darum sind Lucy und ihre italienisch-deutschen Eltern Pietro (Kostja Ullman) und Nadine (Franziska Wulf) nicht verlegen. Mit südländischem Temperament und überschäumender Lebensfreude zaubern sie beinahe täglich neue Kreationen aus ihrer handwerklich-traditionellen Tüftelwerkstatt. Lucys kindliches Gemüt liefert dafür sogar eine nachdenkenswerte Theorie: Wenn der Eisgenuss die Menschen ein wenig besser macht, bekommen die Bösen nicht die Überhand und die Welt kippt nicht aus dem Gleichgewicht.

Deutschland/Niederlande 2021, Regie: Till Endemann, mit Valerie und Violetta Arnemann, Lisa Marie Trense, Brooklyn Liebig, Sina Bianca Hentschel, Franziska Wulf, Kostja Ullmann, Esther Schweins, 89 Minuten, FSK 6